Deutschland erlebt aktuell einen Immobilienboom. Allein in Berlin wechselten 2015 rund 20.000 Eigentumswohnungen den Besitzer, 16 Prozent mehr als noch im Jahr zuvor.
Die hohe Nachfrage nach Immobilien führte jedoch vielerorts zu enormen Preissteigerungen, was die Frage aufkommen lässt, ob sich ein Immobilienkauf aktuell überhaupt noch lohnt. Vor diesem Hintergrund werden nachfolgend Pro- und Kontra-Argumente aufgelistet, welche bei der Entscheidung für einen Immobilienkauf berücksichtigt werden sollten.
Das spricht für den Immobilienkauf
Der Immobilienkauf bringt einen entscheidenden Vorteil mit sich: Wenn die Immobilie erst einmal abbezahlt ist, wohnt man als Käufer im Alter mietfrei. Für die Lebenshaltung steht dann von der Rente mehr Geld zur Verfügung, da regelmäßige monatliche Zahlungen an einen Vermieter entfallen.
Eigene Entscheidung über Wertsteigerungsmaßnahmen:
Mit dem Kauf einer Immobilie wird man unabhängiger von Fondsmanagern oder Geldanlageberatern der Bank. Anstatt diesen Geld anzuvertrauen und Investmententscheidungen abzugeben, kann man den Wert der Immobilie selbst bestimmen. Dieser kann durch stetige Instandhaltungsmaßnahmen und Modernisierungen nicht nur gehalten, sondern auch gesteigert werden. Gleichzeitig wird dadurch die Chance einer schnelleren Veräußerung im Bedarfsfall erhöht. Im Falle einer Inflation erweist sich eine Immobilie bei guter Lage in der Regel als wertbeständig.
Keine Bindung an einen Vermieter:
Wer keinen Vermieter im Nacken sitzen hat, ist freier bei der Gestaltung der Immobilie. Wer beispielsweise exotische Fließen im Bad wünscht oder im Garten einen Pool bauen möchte, muss keine Rücksprache mit dem Vermieter halten und eine Zurückweisung befürchten. Die eigenen Wünsche und Vorstellungen können problemlos umgesetzt werden. Gleichzeitig ist man vor plötzlichen Mieterhöhungen und sonstigen Ärgernissen mit dem Vermieter sicher.
Erbschaftssteuer sparen:
Wird eine Immobilie an einen Ehegatten oder einen eingetragenen Lebenspartner vererbt, geschieht das unter bestimmten Bedingungen steuerbefreit. Dies ist der Fall, wenn die Immobilie vom Erblasser bis zu dessen Tod selbst bewohnt wurde oder diese nur aufgrund zwingender Gründe, zum Beispiel aufgrund eines Krankenhausaufenthalts, nicht bewohnt werden konnte. Wenn Kinder des Erblassers eine Immobilie erben, müssen bis zu einer Wohnfläche von 200 m² keine Steuern gezahlt werden. Bei einer größeren Wohnfläche wird die Steuer anteilig ermittelt. Nach dem Erbfall muss die Immobilie jedoch mindestens zehn Jahre bewohnt werden, um nachträgliche Steuern zu vermeiden.
Günstige Bedingungen zur Finanzierung:
Bauzinsen sind Zinsen, welche im Zusammenhang mit einer Immobilienfinanzierung anfallen. Die Höhe der Bauzinsen orientiert sich an mehreren Faktoren, wie etwa der Laufzeit des Kredits, der Bonität des Kreditnehmers oder der Situation auf dem europäischen Geldmarkt. Das Zinsniveau befindet sich aktuell auf einem historischen Tiefstand. Auch in naher Zukunft wird sich wahrscheinlich am niedrigen Zinsniveau nichts ändern. Am Immobilienkauf Interessierte können den Kauf daher aktuell günstig finanzieren.
Das spricht gegen den Kauf einer Immobilie
Niedrige Zinsen bergen Risiko:
Wie bereits zuvor erwähnt, muss aktuell zur Finanzierung einer Immobilie für ein Darlehen so wenig gezahlt werden, wie seit Jahren nicht. Dies bringt jedoch einen entscheidenden Nachteil mit sich. Aufgrund der geringen Finanzierungskosten steigt nämlich die Anzahl der Kaufinteressenten, was vielerorts zu steigenden Kaufpreisen führt. Der Vorteil der geringen Finanzierungskosten wird damit durch die hohen Immobilienpreise aufgehoben.
Falls das Zinsniveau außerdem in den nächsten Jahren wieder steigen sollte, könnte dies dazu führen, dass sich weniger Personen den Kauf einer Immobilie leisten können. In der Folge könnten heute erworbene Immobilien einen Wertverlust erleiden.
Des Weiteren besteht die Gefahr, dass man in Zahlungsschwierigkeiten gerät, wenn zum aktuellen Zinsniveau nur wenig getilgt wird. So beträgt die Laufzeit für einen heute abgeschlossenen Vertrag für einen Hauskredit in der Regel zehn bis 15 Jahre. Es endet dann zwar die Zinsbindung, das Haus ist aber oftmals noch nicht vollständig abbezahlt. Ein neuer Vertrag mit einem höheren Zinssatz könnte dann die gesamte Finanzierung der Immobilie in Gefahr bringen.