Immobilienbranche warnt vor Büromangel in deutschen Metropolen, Home Office schafft Abhilfe. München, Stuttgart und Berlin sind faktisch voll vermietet.
Neue Büros sind für Unternehmen in Großstädten nur noch schwer zu finden. In den sieben größten Städten drohe eine gefährliche Verknappung der Flächen, warnt der Zentrale Immobilien-Ausschuss (ZIA). In Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart stünden nur noch fünf Prozent der Flächen leer, halb so viel wie im Jahr 2010. „Flächenengpässe können die Wirtschaftsentwicklung der Städte hemmen“, teilte ZIA-Experte Andreas Schulten vom Analyseunternehmen Bulwiengesa mit. Die Baupolitik dürfe sich nicht nur auf Wohnungen konzentrieren.
Mit Leerstandsquoten bei Büros um drei Prozent seien München, Stuttgart und Berlin faktisch voll vermietet. Ein gewisses Maß an Leerstand gilt aber als nötig, damit Immobilienmärkte funktionieren.
Die ungebrochen hohe Nachfrage, vor allem nach zentral gelegenen Büroflächen, wirkte sich in Berlin massiv auf den Leerstand aus. Das Leerstandsvolumen sank innerhalb eines Jahres um über dreißig Prozent, womit die Leerstandsrate nun bei 4,2 Prozent liegt (minus zwei Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahresquartal). Insgesamt besteht vor allem ein Mangel an großen zusammenhängenden Flächen in zentralen Lagen.
Mehrere 100 000 Quadratmeter Bürofläche sind im vergangenen Jahr in den Metropolen abgerissen oder umgewandelt worden – etwa zugunsten von Wohnungen oder Hotels. Die Menschen müssten aber nicht nur wohnen, sondern auch arbeiten, kritisierte der ZIA, ein Zusammenschluss von gut 20 Verbänden der Immobilienbranche.
Die Neubauzahlen steigen, aber immer mehr Büros werden abgerissen – Home Office als Ausweg?
Laut seinem Frühjahrsgutachten stieg die Zahl der Bürobeschäftigten in den vergangenen fünf Jahren allein in Berlin um 14,2 Prozent. „Viele Großstädte werden geradezu überrannt“, beschreiben die Autoren den anhaltenden Zuzug qualifizierter Arbeitnehmer. Auch die Wirtschaftsfördergesellschaft Berlin Partner hatte kürzlich kritisiert, es würden zu wenig neue Büros gebaut.
Nach bundesweiten Zahlen des ZIA steigen zwar die Neubauzahlen, zeitgleich werden aber auch immer mehr Büros abgerissen oder anders verwendet. In den 127 größten Städten kamen im vergangenen Jahr 1,84 Millionen Quadratmeter hinzu, zugleich wurden rund eine Million Quadratmeter abgerissen oder nicht mehr für Büros genutzt.
Der Immobilien-Ausschuss erwartet nicht, dass in diesem und im nächsten Jahr deutlich mehr Büros fertig werden als zuletzt. Grund sei, dass viele mögliche Mieter nicht schon vor Baubeginn einen Vertrag unterschreiben. Dies sei derzeit aber unerlässlich, um Projekte zu finanzieren.
Umsatztreiber war im ersten Quartal die Mediaspree
Unter diesen Voraussetzungen verzeichneten auch Büro-Investments im ersten Quartal dieses Jahres mit einem Transaktionsvolumen von knapp 4,85 Milliarden Euro nicht nur ein außergewöhnlich gutes, sondern auch das beste Ergebnis der letzten zehn Jahre. Dies ergibt eine Analyse von BNP Paribas Real Estate, einem internationalen Immobiliendienstleister. Genau aus diesem Grund werden Büroflächen immer knapper und Arbeitnehmer müssen auf Home Office ausweichen.
Der Durchschnitt sei dabei um stolze 84 Prozent übertroffen worden. Im Vorjahresvergleich legte das Resultat um 39 Prozent zu, womit der Anstieg etwas geringer ausfiel als beim gewerblichen Investmentumsatz insgesamt.