Bayerische Immobilien boomen. Besonders in den Ballungsräumen entstehen derzeit viele Neubauprojekte für Wohnungen und Büros. Doch wem gehören sie? Und welche Rolle spielen ausländische Investoren, die Deutschland und Bayern als sicheren Hafen entdeckt haben, um ihr Geld anzulegen?
An den Fassaden der in München so zahlreich entstehenden Neubauten steht nicht geschrieben, wem diese großen Wohn- und Bürogebäude gehören. Auch auf der Messe Expo Real wissen die meisten Gäste und Aussteller nichts Genaues oder nur vom Hörensagen, wer in der Stadt sein Geld in Betongold anlegt. Sind es reiche Russen? Amerikanische Pensionsfonds oder Chinesen, die hier investieren?
Bayerische Immobilien – Ausländische Investoren „schwimmen im Geld“
Insidern ist einiges bekannt. Frage an Gabriele Volz, sie ist Geschäftsführerin des Immobilienfonds WealthCap, einer hundertprotzentigen Tochtergesellschaft der Hypo Vereinsbank. Das Unternehmen hat sich in den letzten Jahren zum größten Eigentümer von Gewerbeimmobilien in München gemausert. Rund eine Milliarde Euro wurde investiert. Der Fonds will weiter wachsen und kennt die Konkurrenten.
Deutschland und hier besonders München gelten als sicherer Hafen für Investoren aus aller Welt. Seit der Finanzkrise ist das Interesse aus dem Ausland spürbar größer geworden. Wer in München sein Geld anlegen will, komme von überall her: „Aus Europa, aus USA, aus Asien. Die schwimmen im Geld. Also Geld ist da. Alle, die viel Volumen kurzfristig unterbringen müssen.“ In einem solchen Umfeld steigen die Preise, meint Jürgen Büllersbach. Er ist Vorsitzender der Geschäftsführung des Münchner Bau- und Immobilienunternehmens Bayerische Hausbau.
Immobilienmärkte jenseits von München: Beispiel Augsburg
Ein Blick über die Grenzen des heißen Münchner Marktes zeigt ein anderes Bild. So ist aus Augsburg zu erfahren, dass hier Chinesen, Russen oder US-amerikanische Pensionsfonds derzeit noch nicht auf der Suche sind.
Aber Anfragen soll es bereits geben, sogar aus China. Doch die seien dann manchmal eher kurios, so Gruber: „Die wollen da endlose Gutachten haben, dass ein Gebiet erdbebensicher ist. Dann wollen die wissen, wie hoch die Kriminalitätsstatistik ist. Wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass da Verbrechen begangen werden.“
Neue Immobilienprojekte in Nürnberg
In Nürnberg ein ähnliches Bild. Dass hier in Bieterverfahren um kostbare Immobilien gewetteifert wird, scheint – wenn überhaupt – eine fernes Zukunftsszenario zu sein. Dabei entstehen auch in Nürnberg, ähnlich wie in München, sehr aufwändige, hochwertige und teure Immobilienprojekte.
So wirbt die Stadt in einem Prospekt mit einem Wohnquartier an der Regensburger Straße, in das rund 100 Millionen Euro fließen sollen. Ein anderes wird voraussichtlich 150 Millionen verschlingen. Und dann gibt es noch eine neue Messehalle, die für etwa 70 Millionen Euro errichtet wird. Wenn Investoren aus dem Ausland einsteigen wollten, hätten sie wohl zumindest Chancen. Doch Wirtschaftsreferent Michael Fraas verneint ein solches Interesse. KIB Gruppe, Siedlungswerk Nürnberg, GS Schenk Quellepark – das klingt nicht nach Geldgebern aus fernen Ländern. Aber genau kann auch er nicht sagen, woher das in Nürnberg investierte Geld kommt.
Immobilienbesitz: München geht von „gemischten Strukturen“ aus
Bayerische Immobilien – In München hat die Stadt ein entspanntes Verhältnis zu der Frage, wer sein Geld in neue Immobilienprojekte steckt. Stadtbaurätin Elisabeth Merk geht von sehr durchmischten Eigentümerstrukturen aus. Dass durch internationales Kapital in großen Stil die Stadt aufgekauft oder neu bebaut wird, diesen Eindruck hat sie nicht.
Die Stadt hat laut Merk 20 bis 40 Prozent der Flächen, die sie selber entwickelt, für Genossenschaften zur Verfügung gestellt, „die sehr gute Nachbarschaftskonzepte machen“. Und dann habe man natürlich auch eigene kommunale Wohnungsbaugesellschaften und darüber hinaus die „ganze Bandbreite von Fonds, die große Besitzstände behalten“, sagt die Münchner Stadtbaurätin.